Wirksamkeit von Psychotherapie
In der analytischen Psychotherapie wird zwischen Patient und Psychoanalytiker eine tragende und haltgebende Beziehung aufgebaut. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, sich traumatischen und verletzenden Erlebnissen der eigenen Biographie anzunähern und ihre Bedeutung für die aktuellen Schwierigkeiten zu begreifen. Auf diese Weise verlieren die Symptome ihre Aufdringlichkeit und Wirksamkeit, werden schwächer und verschwinden zunehmend.
Die Psychoanalyse erzielt eine Gesundung und nachhaltige Stabilisierung des Patienten, indem sie einen tiefen Einblick in bisher Unbewusstes ermöglicht. Heilung und Entlastung durch Aufdeckung und Verarbeitung von unbewussten Konflikten „im Hier und Jetzt“ macht die Einzigartigkeit der Psychoanalyse aus.
Durch ein vertieftes Verständnis von sich selbst, lernt der Patient seine Abwehrmechanismen kennen, die ihn jahrelang davor geschützt haben, den als unerträglich erlebten Ängsten und Bedrohungen nicht erneut ausgesetzt zu werden. So können ›Beziehungsprobleme‹ darauf beruhen, dass wir immer darauf bedacht waren, unseren Eltern zu gefallen, weil wir sonst Strafen befürchteten. Oder der Zwang, anderen helfen zu müssen, ist in vielen Fällen auf mangelnde Anerkennung in jungen Jahren zurückzuführen. Diese versucht man nun auf dem "selbstlosen Weg" zu erreichen. Ein anderes Beispiel kann die Trennung der eigenen Eltern sein: Da die emotionalen Verarbeitungskapazitäten von Kindern noch recht begrenzt sind, ist dies für viele von ihnen ein zu schmerzhaftes, ein sie zerreißendes Erlebnis. Diese einschneidende Erfahrung kann sich im späteren Leben als unerträgliche Einsamkeitsgefühle oder als Verlassenheitsängste, aber auch als sexuelle Störung niederschlagen.
Menschen, die eine Psychotherapie beginnen, haben häufig sehr widersprüchliche Informationen über die Wirksamkeit von Psychotherapie gehört. Zum Teil werden von den behandelnden Ärzten in erster Linie Psychopharmaka verordnet und die Psychotherapie nur als Unterstützung gesehen.
Damit Sie sich selber eine Meinung bilden können über die aktuellen Untersuchungen zur Wirksamkeit von Psychotherapie, biete ich Ihnen hier den Link zu einer aktuellen Veröffentlichung an, die in sehr fundierter und doch übersichtlicher Weise die Forschungsergebnisse darstellt.
Jonathan Shedler (2011): Die Wirksamkeit psychodynamischer Psychotherapie
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Ein wichtiges Thema im Rahmen einer Psychotherapie ist die Frage nach der Wirksamkeit von Psychopharmaka. Das ist ein sehr vielschichtiges Thema, bei dem ich hier nur einen Hinweis auf die problematische Wirksamkeit einer bestimmten Gruppe von Antidepressive hinweisen möchte: die SSRI Selektive Serotonin Wiederaufnahme Hemmer. Diese SSRI werden auch Second Generation Antidepressiva genannt und sie sollen deutlich weniger Nebenwirkungen haben als die älteren Antidepressiva (z.B. trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva). Die gesamte SSRI-Gruppe ist aber hochproblematisch und die Wirksamkeit im Vergleich zu Placebos praktisch nicht vorhanden. Eine Forschergruppe um Irving Kirsch hat hier sehr überzeugende Metaanalysen gemacht. Bitte klicken Sie den folgenden deutschsprachigen Artikel, der eine Kurzzusammenfassung bietet: Irving Kirsch: Moderne Antidepressiva sind «Super-Placebos»
Wenn Sie den Artikel von Irving Kirsch über diese sehr spannende Metastudie im Original lesen möchten, klicken Sie bitte auf den folgenden Link: Kirsch I, Deacon BJ, Huedo-Medina TB, Scoboria A, Moore TJ, et al. (2008) Initial Severity and Antidepressant Benefits: A Meta-Analysis of Data Submitted to the Food and Drug Administration. PLOS Medicine 5(2): e45.
Ganz aktuell gibt es eine sehr schöne zusammenfassende Darstellung (in Deutsch) von Dipl.-Psych. Thorsten Padberg aus Berlin. Er hat 2018 die aktuelle Forschungslage zu Antidepressiva dargestellt und vor allem auch den Gegensatz zur öffentlichten Wahrnehmung von SSRI berücksichtigt. Er zeigt deutlich, wie gering die pharmakologische Wirksamkeit von SSRI Antidepressiva einzuschätzen ist. Wenn Sie den aktuellen Artikel von Thorsten Padberg lesen möchten, klicken Sie bitte auf den folgenden Link: Padberg, T. (2018) Placebos, Drogen, Medikamente Der schwierige Umgang mit Antidepressiva
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